4. Deaf Dental Forum in Cuxhaven

von 01. - 02. Februar 2013

Insgesamt 110 Teilnehmer, darunter Zahntechniker und Zahnärzte, Gebärdensprachdolmetscher sowie namhafte Referenten waren der Einladung Ztm. André Thorwarths nach Cuxhaven an die Nordseeküste gefolgt. Dort fand Anfang Februar dieses Jahres zum vierten Mal das Deaf Dental Forum, ein Kongress speziell für taube und schwerhörige Zahntechniker statt.

Insgesamt 75 taube und schwerhörige Zahntechniker und 10 Gebärdensprachdolmetscher waren Anfang Februar zum 4. Deaf Dental Forum  an der Nordseeküste nach Cuxhaven gereist, um den Ausführungen renommierter Referenten unter der Leitung der tauben Moderatorin Katja Fischer aus Berlin zu folgen. Die Vorträge von Ztm. Karl-Heinz Körholz, Enrico Steger aus Italien, Zt. Gunnar Gerken, Zt. Uwe Severin, Ztm. Thomas Riehl, Zt. Christian Born, Ztm. Sascha Ludwig und Zt. Martin Holz wurden simultan von den Gebärdensprachdolmetschern Karen Wünsche und Patrick George  aus Bremen abwechselnd übersetzt.
Der Vortrag der Kommunkationspsychologin und -trainierin Sandra Friedrich, selbst taub,  sowie die anschließende Podiumsdiskussion mit den tauben und hörenden Experten mit dem Thema: „Meisterschule für taube und schwerhörige Zahntechniker“ wurden abwechselnd in Gebärdensprache und Voicen übersetzt (Voicen: Übersetzung von der Gebärdensprache in die Lautsprache für die hörende Teilnehmer, Referenten, Vertretern und Zahnärzte).

Des Weiteren waren die Vertreter der Dentalfirmen VITA Zahnfabrik, megadental, Ivoclar Vivadent, Straumann, FDK / Cultus Dentes, Zirkonzahn, TAO, Bredent und AmannGirrbach zugegen und standen den interessierten Teilnehmern – mit Hilfe der Gebärdensprachdolmetscherstudenten aus Magdeburg und Hamburg - „Rede und Antwort“.

Barrierefreie Kommunikation

In seinem Cuxhavener Unternehmen, das er 1999 gründete, veranstaltete Ztm. André Thorwarth von Anfang an selbst Weiterbildungskurse sowie Intensiv-Einzelkurse, für alle Bereiche der Zahntechnik in Gebärdensprache für taube und schwerhörige Zahntechniker.

Dieses erfolgreiche Konzept gilt ebenso nun bereits zum 4. Mal für den Kongress in Cuxhaven. Für eine Gruppe Gebärdensprachstudenten aus Magdeburg und Hamburg hatte das Deaf Dental Forum stets einen weiteren Nutzen. Die simultan übersetzten Vorträge boten ihnen die Möglichkeit, zahntechnische Begriffe der Gebärdensprache zu erlernen und dieses neue Wissen als Kommunikationsassistenten an den Messeständen anzuwenden.

Der Ztm. Karl-Heinz Körholz war bereits bei allen Deaf Dental Forum als Vortragender tätig, sowie schon seit Jahren als Referent zu den TiF– Aufstell-, Fertigstellungs- sowie Patienten-Kursen in Cuxhaven. Von Anfang an war er von der lebendigen Gebärdensprache und von der tollen und effizienten Zusammenarbeit mit den gehörlosen Kollegen zu tiefst beeindruckt. Zur Überraschung aller Teilnehmer begrüßte Karl-Heinz Körholz erstmals die Teilnehmer in der Gebärdensprache und hielt seinen Vortrag über die VITA Zähne und die digitale Zahnfarbbestimmung natürlich und souverän in der Gebärdensprache, die er erst vor einem halben Jahr zu lernen angefangen hatte.
Der 2. Teil, eine LIVE Demo mit Patientin auf der Bühne bezüglich der richtigen Vorgehensweise bei der Abformung, wurden dann detailliert und gut verständlich gezeigt, aber von da an aber mit Hilfe der Gebärdensprachdolmetschern übersetzt.

Im Vortrag Enrico Steger‘s ging es mit dem Zirkonzahn CAD/CAM vom Prototyp bis zur fertigen Arbeit. Dabei brachte er zwischendurch immer mal mit einer humorvollen italienischen Gebärde das Publikum zum Lachen. Zum Schluss bekamen 5 ausgewählte Teilnehmer einen von Zirkonzahn gefrästen großen Molaren aus Holz zur Erinnerung an das 4.Deaf Dental Forum 2013!

Zt. Gunnar Gerken von Bredent demonstrierte anschließend LIVE auf der Bühne, wie eine Brücke, Implantat- oder Teleskop-Modellgussversorgung mit dem System visio.lign effektiv und zeitsparend angefertigt werden kann.

Den Schlussvortrag am 1. Tag referierte Zt. Uwe Severin über das innovatives Vollkeramiksystem IPS e.max vom dünnen Veneer bis zur 10-gliedrigen Brücke.

Zu Beginn am 2. Tag referierte Ztm. Thomas Riehl von BEGO ein interessantes Thema über 3Shape System unter anderem über Modellguss.

Weiter ging es dann mit dem Vortrag von Zt. Christian Born über Aligner Schienen mit interessanten Einsatzmöglichkeiten zur genauen Zahnkorrektur mittels verschiedener Härte der Schienen. Bei Menschen mit Teleskopprothesen, die z.B. bei der Abgabe der eigenen Prothese während eines Krankenhausaufenthaltes, können die Primärteleskopkronen abwandern. Mit dem Aligner System von Christian Born können die Primärteleskope an der ursprünglichen Position gehalten oder an diese wiederhergestellt werden, so dass die Teleskopprothese später wieder problemlos eingegliedert werden kann.

Mit großer Spannung wurde der Vortrag mit der bundesweit bekannten tauben Kommunikations-psychologin und -trainerin Sandra Friedrich mit dem Thema „wie man selbstbewusst erfolgreich im Berufsleben kommunizieren kann“ erwartet. Und auch speziell als Gehörloser mit Hörenden.
Wie, in welchem Zeitraum und welche äußeren Einflüsse beeinflussen das von Geburt an unverfälscht gesunde Selbstwertgefühl und wie kann sinnvoll und geziehlt gegen die Zerstörung dieses hohen gesundheitlichen Gutes entgegengewirkt werden. Auch dies war in diesem Vortrag ein sehr wertvoller Bestandteil. Speziell auch dem hörenden Publikum war dieser Teil zum besseren Verständnis der Notwendigkeit durchgreifender angewandter Inklusion von Behinderten (aller Art) ein blicköffnender Beitrag.  

Im Anschluss moderierte Katja Fischer eine Podiumsdiskussion mit dem Berufsschullehrer Wolfgang Siewert von der Rheinisch-westfälische Berufsschule Essen, dem Ztm Karl-Heinz Körholz, dem tauben Ztm. Stefan Bauer, Bayreuth und André Thorwarth selbst mit dem Thema: „Meisterschule für gehörlose und schwerhörige Zahntechniker.“ Bislang haben die tauben Zahntechniker in den normalen Meisterschulen die Prüfungen erfolgreich abgeschlossen, aber oft mit Barrieren in der Kommunikation. Wir diskutierten über die Erleichterungen in der Kommunikation und  tauschten verschiedene Visionen aus: Teil 1 bis 4 zeitlich gestaffelt  in verschiedenen Modulen und Orten, Inklusion, Finanzierung, Dolmetscherkosten sowie die Beschaffung von Fördermitteln.

Beide Vorträge wurden von den drei Gebärdensprachdolmetschern Karen Wünsche, Ilka Cook und Patrick George aus Bremen hervorragend abwechselnd per Gebärden und Voicen (Übersetzung von der Gebärde in die Lautsprache für das hörende Publikum) übersetzt. Für den Veranstalter André Thorwarth war es auch wichtig, dass die Vertreter der Dentalindustrie, die Referenten und Zahnärzte auch dieses interessante Thema und die Moderation von der tauben Katja Fischer barrierefrei verfolgen konnten.

Die Schlussreferate fanden am Sonntagvormittag mit den Themen „digitale Funktionsprothetik im Alltag mit Artex System“ mit dem Referent Ztm Sascha Ludwig von AmannGirrbach und „Der Weg ist Digital! Vernetzte digitale Möglichkeiten von der Planung bis zur fertigen Krone“ mit Zt. Martin Holz von Straumann statt.

Zum Schluss

Die Vorträge beim 4. Deaf Dental Forum verdeutlichten erneut, wie wichtig die Teamarbeit zwischen Zahnarzt, Patienten und Zahntechniker ist, um hochwertigen, maßgeschneiderten und funktionsfähigen Zahnersatz herstellen zu können.
Insgesamt bot sich den Teilnehmern ein lehrreiches Wochenende in Cuxhaven. Die Referenten und Vertreter der Dentalindustrie waren von der familiären Atmosphäre des Forums sowie der Warmherzigkeit und Fröhlichkeit der Tauben und Schwerhörigen beeindruckt.

Zurück