Weiterbildung für gehörlose Zahntechniker in Cuxhaven

Wissensdurst und viel Freunde an der Teamarbeit

Enge Zusammenarbeit zwischen Zahntechniker, Patient und Zahnarzt wird an Bedeutung gewinnen

Wenn Gehörlose sich weiterbilden wollen, stoßen sie rasch an die gesellschaftliche Grenzen. In der Regel sprechen die Referenten so schnell und undeutlich, dass das Gesagte nicht von den Lippen abgelesen und nur schwer umgesetzt werden kann.

Für den betroffenen Zahntechnikermeister André Thorwarth war das ein Grund, Seminare für gehörlose Zahntechniker ins Leben zu rufen. Am vergangenen Wochenende schulte der Cuxhavener fünf
Berufskollegen aus Deutschland mit Hilfe der Gebärdensprache erstmals in seiner Heimatstadt.

Interdisziplinäres System
Zuvor hatte Thorwarth als Referent bereits zweimal anderorts an derartigen Fortbildungen teilgenommen.In der im November vergangenen Jahres gegründeten Firma Dental Thorwarth übten sich die wissensdurstigen Zahntechniker an der Herstellung einer Frontzahnkrone aus Keramik, wobei sich eine Patienten als Modell zur Verfügung stellte und ein Zahnarzt die Kronen anpasste. Dieses sogenannte interdisziplinäre System , also die enge Zusammenarbeit zwischen Zahntechniker, Patient und Zahnarzt, werden künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen, unterstreicht Thorwarth.

Die Kursteilnehmer konnten sich Farbe, Form und Struktur der Patientenzähne ansehen und sie in die Herstellung der Krone mit einbeziehen. Anschließend überprüften sie, ob ihre Arbeiten zu dem Gebiss passten. Am Ende zeigten sich alle nicht nur mit den Ergebnissen, sondern auch mit dem Kursverlaufäußerst zufrieden.

Der auf Keramikrestaurationen spezialisierte gehörlose Thorwarth steht selbst seit 20 Jahren im Berufsleben.
Er weiß um den großen Weiterbildungs-Nachholbedarf seiner Mitbetroffenen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen hörgeschädigt sind.

Einige sind von Geburt an gehörlos, andere als Folge einer Rötelerkrankung der Mutter in der Schwangerschaft, wieder andere verloren ihr Gehör nach einer Gehirnhautentzündung. Wie Thorwarth weiß, gibt es rund 80 000 Gehörlose in Deutschland, was etwa einem Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Sie unterhalten sich in ihrer Muttersprache, der Gebärdensprache, die aus 15 000 bis 20 000 Begriffen besteht, Wörter, Mimik und Zeichen enthält.

Quelle: Cuxhavener Nachrichten am 09.05.2000

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